Der 56 Meter hohe Kirchturm von St. Martinus dominiert die Skyline von Stommeln und setzt einen prägenden Akzent im Ortszentrum. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist das so. Bis 1904 war die alte Martinuskirche auf dem Friedhof die Stommelner Pfarrkirche. Da sie für die gewachsene Pfarrgemeinde zu klein geworden war, erwarb diese unter Pfarrer Christian Klausmann (1893–1922) 1899 das jetzige Baugrundstück, das nach der Feuerzerstörung des „Hövershofes“ der Familie Esser, der nicht mehr genutzt wurde, frei geworden war. Der Architekt Theodor Roß (1864–1930) entwarf eine 59 m lange neugotische, dreischiffige gestufte Hallenkirche mit Querhaus und zweijochigem Chor mit 3/8-Schluss. Wegen der örtlichen Gegebenheiten musste auf eine Ostung des Gotteshauses verzichtet werden. Am 3. Mai 1903 wurde der Grundstein gelegt, und am St.-Martins-Tag (11. November) 1904 konnte die neue Kirche eingeweiht werden; am 19. Juli 1905 wurde sie durch Weihbischof Josef Müller konsekriert.
Die hohe Spendenbereitschaft vieler Gemeindemitglieder machte es möglich, bis 1905 auch die Inneneinrichtung weitgehend komplett anzuschaffen. Lediglich die 14 Kreuzwegstationen von Johann Bartscher und der Christinaaltar im linken Querhaus folgten 1906 und 1908 (anlässlich der Seligsprechung Christinas von Stommeln), 1913 schließlich die Orgel (Ernst Seiffert in Köln). Aus der alten Pfarrkirche wurde das 1864 von der Familie Joseph Hubert Weidt gestiftete Taufbecken mit kunstvollem Messingdeckel übernommen.
Die Dimensionen des Neubaus sprengen das übliche Maß einer Dorfkirche. Sie setzte damit ein Zeichen für den damaligen Anspruch der Kirche, den geistigen Mittelpunkt des Dorfes zu bilden. Das Haupt- und die beiden Seitenportale, geschmückt mit Wimpergen und zugänglich über siebenstufige Freitreppen, geben der ortszugewandten Turmseite einen majestätischen Charakter, der durch eine angemessene Gestaltung der Außenanlagen noch betont werden könnte.